Das schwierige Thema Futter

Das leidige und schwierige Thema Futter

FeFu    oder     Barfmahlzeit

Als Trainer werden wir nicht nur wegen der Erziehung und Ausbildung immer wieder um Rat gefragt, sondern auch, welches Futter denn gut sei und wie wir persönlich füttern. Am liebsten möchte ich gar nichts mehr dazu sagen. Das Thema polarisiert und Fanatiker finden sich auf beiden Seiten. Es wird meist unsachlich diskutiert und dem jeweils anderen werden sehr seltsame Vorwürfe gemacht: Der Barfer schafft es angeblich nicht, seinen Hund ausgewogen zu ernähren und überhaupt, macht rohes Fleisch nicht aggressiv? Und stehen besonders die Kids nicht quasi immer mit einem Bein im Krankenhaus, weil salmonellengefährdet? Und aus dem anderen Lager kommen schwere Vorwürfe, man würde seinen Hund mit degenerierter Nahrung „totfüttern“ und alle Krankheiten kämen nur vom bösen Fertigfutter.

Leben und leben lassen scheint schwerzufallen, die goldene Mitte zu finden noch mehr. Zieht man allerdings einen Wurf Welpen groß, stellt sich umso mehr die Frage: Wie füttert man und welche Nahrung sind die Welpen bei Abgabe gewöhnt. Was rät man dem Welpenkäufer?

Ich denke, wir alle sind mündige Menschen und müssen uns nichts vorschreiben und schon gar nichts vorwerfen lassen. In Zeiten einer Informationsfülle kann und soll sich bitte jeder einlesen und selbst entscheiden, was und wie er füttern möchte.

Ein toller Artikel zu dem Thema ist hier zu finden: http://www.lucieshundefutterblog.de/ernaehrung/ Er erklärt Hintergründe und zeigt unterschiedliche Ansätze der Fütterung.

Ich persönlich bin das, was man einen „Mischfütterer“ nennt. Das liegt daran, dass ich 1. die einzige Logik darin sehr, 2. die absolute Wahrheit nicht kenne und 3. das für eine gute, machbare Lösung halte.

Ich bin also kein reiner Barfer, schon gar kein fanatischer Hardcore-Barfer. Ebenso ist es für mich unvorstellbar, nur aus dem Fertigfuttersack zu geben. Ich bin also überzeugt davon, dass „frisch“ besser ist als „fertig“, das sagt mir ja schon mein Menschenverstand. Dennoch hab ich weder Zeit noch Lust, mir um die Ernährung meiner Hunde mehr Gedanken zu machen und mehr Aufwand zu betreiben, als all dies für meine eigene Ernährung bzw. die meiner Familie zu tun. Ich halte es also recht locker: So frisch wie möglich, aber ohne mich damit zu stressen. Es gibt eben auch Tage, da tut es bei mir und den Kids auch mal aus Zeitgründen eine Fertigpizza, obwohl ich sonst bei genügend Zeit leidenschaftlich gerne koche. Und meine Hunde bekommen auch mal nur Trockenfutter oder eine Dose aufgemacht. Dann gibt es Tage, da koche ich mit Liebe und Spaß und Hingabe, pflücke Kräuter aus dem Garten, kombiniere mit eigenem Biogemüse oder Obst, verwende hochwertige Öle und Fleisch (hiesige Schlachtung, Fleisch vom Jäger & Co) und schaue dann meinen Hunden mit Genuss zu, wie sie alles restlos zufrieden verputzen.

Ich glaube auch nicht, dass der Rest Schulbrot der Kids oder der Rand einer Pizza meine Hunde oder ihr Verdauungssystem durcheinander bringen. Sie lieben diese kleinen Ausnahmsweise-Extras und sie schaden ihnen gewiss nicht.

Tatsächlich vertragen meine Hunde wirklich alles und es gibt keine Probleme und schon gar keine Allergien.

Ich halte, wie so oft, die goldene Mitte für gut. Man sollte einfach auch mal respektieren, dass nicht jeder die Möglichkeit hat, sich so intensiv mit dem Thema zu beschäftigen. Außerdem: In eine Studentenbude passt einfach keine große Gefriertruhe, und finanziell gibt es bei dem ein oder anderen Grenzen. Ich persönlich würde auch nicht 90 EUR für einen 15 kg Sack Fertigfutter zahlen.

Wenn man mich fragt, ob ich Tipps habe, gebe ich gerne Folgendes preis:

  1. Prüfe beim Fertigfutter einfach mal, in welchem Land es produziert wird und welche Kontrollen es hinsichtlich der Qualität dort gibt. Welche Inhaltsstoffe sind gut für deinen Hund, welche sind nur billiges „Füllmaterial“?
  2. Beschäftige dich mindestens in Grundzügen mit dem Thema und lerne, welches die No-Gos in der Fütterung sind (z.B. was passt rein gar nicht in den Hundemagen, also was ist GIFT oder gefährlich für Hunde oder was sollte man tunlichst lassen, z.B. Frisch- und Fertignahrung auf Gutdünken zu mischen, Knochen zu garen etc.)
  3. Überlege, was du leisten kannst, um deinem Hund eine gesunde Abwechslung zu bieten.

Für diejenigen, die kein extra Studium zum Thema Hundenahrung betreiben wollen, tun es vielleicht auch folgende Anregungen:

Wenn du (aus welchen Gründen auch immer) NICHT barfen oder regelmäßig selbst das Futter deines Hundes zubereiten willst, kannst du doch trotzdem für gesunde Abwechslung sorgen.

Der Fischtag

Fisch

So gibt es bei uns immer einen Fischtag in der Woche. Der Hauptanteil dabei ist Fisch, ich nehme gerne Seelachs oder was der Supermarkt sonst noch hergibt. Manchmal auch einfach Thunfisch aus der Dose. Dazu nehme ich Reis, Nudeln oder Kartoffeln, die bei uns eh oft übrigbleiben. Eine „Hundeflocke“ tut es notfalls auch. Sonst gibt es je nach Saison rote Beete, gesunde Blattsalate, Grünes aus dem Garten, z.B. Zucchini und Gurke. Gerne gebe ich dazu ein wenig Lachs-, Lein- oder Olivenöl. Wenn vorhanden, gerne auch ein Löffel zermahlene Kürbiskerne oder auch mal geriebene Haselnüsse. Den rohen Seefisch bitte immer garen (kochen mit ein bisschen Meersalz).

Rezept wie oben geht auch mit einem Innereientag. Meine mögen z.B. nicht alle Leber roh, manche Hunde neigen bei zu viel Leber zu Durchmarsch. Ich koche also auch Innereien. Probiert man einfach aus, wie die Hunde es lieber mögen.

Der Pansentag

Pansen

Hunde lieben den ungewaschenen, schön stinkigen und äußerst gesunden Pansen. Kommt man leicht dran, manchmal umsonst oder zahlt eben ein wenig.

Kalbsbrustbeinknochen

Kabrubein

Das ist ein schön knorpeliger Knochen, der gut vertragen wird. Aber zu Beginn vorsichtig mit den Mengen sein, denn ein Zuviel des Guten kann zu Knochenkot und Verstopfung führen.

Frühstück

Ei

Auch wer grundsätzlich lieber Trockenfutter gibt, kann das abends tun und morgens dem Hund ein leckeres Frühstück bieten. Ich bin da kreativ, da meine Hunde sämtliche Milchprodukte sehr gut vertragen: Ziegenmilch, Buttermilch, Quark, Joghurt, Hüttenkäse. Gerne dazu mal ein Ei (komplett roh oder wahlweise hart gekocht), auch mal ein Stück Käse (auch toll als Trainingsleckerchen!). Dazu gebe ich (da ich persönlich nicht völlig auf Getreide verzichte) eine kleine Menge Hafer- oder Dinkelflocken und nach Belieben Obst: Geriebener Apfel, Birne, Banane, Heidelbeeren, Melone, Erdbeeren oder Himbeeren. Dazu gibt es auch mal Kokosflocken oder Kokosöl.

Barfmahlzeit

Und ja, manchmal gibt es einfach morgens ein Leberwurstbrot 😉 Nicht allzu oft, aber für die Hunde sind das Lieblingstage und das Brot mit Bio-Zutaten backt meine Mutter sogar selbst.

Alle meine Hunde bevorzugen eindeutig selbst Zubereitetes, was ich aber nicht immer leisten kann.

WICHTIG: Hunde mit Erkrankungen brauchen oft spezielle Kost. Diese Tipps gelten für Hunde, die eine Mischfütterung gut vertragen. Da meine das „von klein auf“ kennen, geht tatsächlich alles, ohne dass sie Magenprobleme, Allergien oder sonstige Verdauungsprobleme haben.

Ein bekannter Hundefachmensch hat es einmal treffend gesagt: „Hunde sind Allesfresser mit dem Schwerpunkt Fleisch“. Dem schließe ich mich gerne an!

(c) Stefanie Gaden, 2016

 

 

 

2 Gedanken zu “Das schwierige Thema Futter

  1. Gut geschrieben.
    Ylvie wird ja seit wir sie haben,3,5Jahre, gebarft. War ich doch erst skeptisch, muss ich sagen, hat mich die Rohfütterung sehr überzeugt! Anfangs hat sie auch immer mal Trockenfutter bekommen, nun schon seit langem gar nicht mehr. Selbst im Urlaub, wir fahren mir dem Wohnwagen, ist es uns möglich für ca. 16 Tage gefrorenes Fleisch im Gerierfach mitzunehmen. Frisches Gemüse kaufen wir vor Ort ja eh immer für uns. Also alles kein Problem, sehr leicht zu Händeln und überhaupt kein Aufwand! Demnächst mit vielleicht zwei Hunden reicht das Gefrierfach nicht für einen längeren Urlaub aus, aber dann werden wir einfach Fleischdosen zusätzlich mitnehmen, da sehe ich kein Problem. Es macht einfach Spaß seinen Hund so zu ernähren, aber als non plus ultra sehe ich es auch nicht. Jedes Extrem neigt dazu ungesund zu werden. Das wichtigste ist, das Mensch sich dabei wohl fühlt egal was er seinem Vierbeiner zu fressen gibt!

  2. Ich könnte jede Zeile von Stef unterstreichen, denn ich sehe das genauso und finde es immer wieder schade, wenn die Hardcore-Barfer oder Hardcore-Fertigfütterer aufeinander losgehen und sich gegenseitig Halbwahrheiten um die Ohren hauen. Mal abgesehen davon, dass nicht jedem jede Fütterungsmethode liegt und es auch zuweilen eine finanzielle Frage ist. Natürlich ist der Hund in der Hauptsache ein Karnivor – sieht man ja auch schon an den Zähnen. Aber Fakt ist eben auch, dass schon Wölfe mehr als nur Fleisch und Knochen fressen. Meine Freundin Elli Radinger, die viele Jahre lang wilde Wölfe in Yellowstone beobachtet hat, kann da viele lustige Geschichten erzählen. Von verärgerten Farmern, denen die Wölfe keine Rinder weggerissen haben, sondern deren halbe Kürbisfelder aufgemampft. *hehe* Und wenn man sich überlegt, womit Hunde seit ihrer Domestikation ernährt wurden … Genau mit Resten von des Menschen Tafel. In früheren Zeiten hatten aber nur die Reichen viel Fleisch, der „kleine“ Mann war froh, wenn er selbst hin und wieder mal Fleisch bekam und hat das sicher nicht seinen Hunden hingeworfen. Der Fleischanteil dieser Hunde beschränkte sich meist auf die Ratten und Mäuse, die sie sich selbst fangen mussten und damit genau wie die Katzen dazu beitrugen, Haus und Hof von den selbigen sauber zu halten. Mit all dem kamen die Hunde prima klar und haben sich angepasst. Soviel dann zur Standardaussage der Barfer, Hunde hätten ja immer schon Fleisch bekommen und erst seit der Fertigfutterindustrie Getreide und Co. Ganz so ist es nämlich nicht.
    Auch ich barfe überwiegend. Meinen vorherigen Aussie habe ich nach 10 Jahren Trockenfutter, das ihn krank gemacht hat, weil er eine Stoffwechselunverträglichkeit auf Getreide und daraus resultierend jede Menge Kreuzallergien entwickelt hat, auf Anraten meiner Tierdoc auf BARF umgestellt. Er hat natürlich wirklich nur noch Barf bekommen. Meine zwei jetzigen sind von Welpenbeinen an gebarft worden, wurden aber vom Züchter auch an Fertigfutter gewöhnt, damit der künftige Besitzer die freie Wahl hatte, was er füttern möchte. Sie bekommen genau wie bei Stef auch mal Dose, TroFu, für Hunde geeignete Reste vom Tisch oder mal ein Wurstbrot. Mein Mini verträgt es sogar besser, hin und wieder TroFu zu bekommen, dann hat er weniger Verdauungsprobleme, als wenn er nur roh bekommt. Und Innereien gibt es nur gekocht oder gebraten, weil sie sonst nicht gemocht werden. Mir macht es Spaß, meine Hunde so abwechslungsreich zu füttern, ich berechne gar nix, wiege nur grob ab und füttere einfach sehr abwechslungsreich. Hab mich natürlich informiert, aber ich mache keine Wissenschaft draus. Die zwei sind gesund, fit und munter und fressen mit Begeisterung, weil es jeden Tag was anderes gibt.
    Natürlich schaue ich, dass ich hochwertiges Fertigfutter gebe und versuche künstliche Zusätze zu vermeiden, aber ich breche auch nicht in Panik aus, wenn sie sich auf dem Hundeplatz mal ein Frolic bei einem anderen Hundehalter stibitzt haben. Ich gebe, wenn ich gefragt werde, immer gerne Tipps zur Fütterung, versuche aber niemanden zu bekehren, wenn er anders füttert als ich. Ungefragt schonmal erst recht nicht.
    Wie bei nahezu allem im Leben: Extreme sind nie gut. Sinnvoller ist es, individuell zu schauen, was der Hund mag und verträgt und ihm Abwechslung zu bieten. So, wie wir es auch lieben. Meine Tierdoc sagte damals, als ich mit panisch aufgerissenen Augen meine Bedenken äußerte, meinen 10jährigen Hundesenior roh ernähren zu können: „Du kannst dich selbst ohne Tabellen und Taschenrechner gescheit ernähren, dann kannst du das bei deinem Hund auch.“
    Tja, recht hatte sie. Im Grunde ist es so einfach. 😉

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